Wie war das, bei Höhle der Löwen mitzumachen? Alles in allem war es eine extrem tolle Erfahrung. Ich bin daran gewachsen und habe sehr viel gelernt – auch über mich selbst. Nicht zuletzt dank einiger Herausforderungen.
Brutale Nervosität
Ich war echt nervös und habe mir viel zu viel Druck gemacht. Und zwar gar nicht wegen dem Deal, sondern weil ich mich nicht schweizweit zum Affen machen wollte. Logisch sieht nicht die ganze Schweiz die Sendung, aber die Aufzeichnung kann im Nachgang gestreamt werden. Und ist damit theoretisch im Netz für alle und immer auffindbar. Da wollte ich einfach keinen peinlichen Auftritt hinlegen.
Aufwändige Vorbereitung
Also habe ich versucht, mich so gut wie möglich vorzubereiten. Ich habe stundelang alte Sendungen geschaut, mir ein Bild über die «Löwen» gemacht, den Pitch aufgebaut, x-mal angepasst, geübt und selbst auf Video aufgenommen. Freunde haben mich mit kritischen Fragen «gechallenged» und ich habe mich informiert, wie man sich im TV schminkt und stylt sowie die Deko zusammengesucht und -gestellt - auch das gehörte dazu.
Unerwartetes
Mit was ich aber nicht gerechnet habe: Über längere Zeit in der Mitte des Studios zu stehen, ohne sich mal kurz abstützen oder anlehnen zu können, hat mich während der Aufzeichnung irgendwann sehr zu irritieren begonnen.
Ich war darauf vorbereitet, mitten im blendenden Scheinwerferlicht zu stehen, wo jede Sekunde von Kameras aufgezeichnet wird und man ein Stück weit ausgestellt ist – man begibt sich ja wortwörtlich in die Höhle des Löwen. Aber Fernsehaufzeichnungen dauern in der Regel um ein Vielfaches länger als die gesendeten Zusammenschnitte – es hat sich gezogen. Dieses «ohne Anhaltspunkt mitten in einem Raum stehen und nicht bewegen oder anlehnen können» hat mich mehr gestresst, als mit Fragen der potenziellen Investoren gelöchert zu werden.
Timing & Ressourcen
Das Timing der Aufzeichnung war alles andere als ideal: Gleichzeitig mit der Vorbereitung auf die Aufzeichnung haben wir die Produktion der Frühlingskollektion fertiggestellt und die Lieferung traf ein. Das ist immer eine intensive Phase. Die Kollektion muss kontrolliert, distribuiert, geshooted und gelaunched werden (mehr dazu in diesem Blogbeitrag). Ich durfte Neben Jelmoli und RRRevolve zudem die Zusammenarbeit mit den beiden neuen Händlern PKZ und Walder Schuhe aufgleisen und habe meine Firma in eine GmbH umgewandelt. Auch ohne Höhle der Löwen wäre ich an meine Kapazitätsgrenzen gestossen.
Die Chance und der Preis dafür
Eigentlich hätte es diesen Auftritt ressourcenseitig «nicht leiden mögen». Ich war mir dessen bewusst und habe es trotzdem gemacht. Aber das hatte natürlich einen Preis: Ich musste mein Privatleben für rund 3 Monate parkieren. 16-18 Stunden high-pace Tage waren normal. Und zwar an jedem einzelnen Tag, nur an den Wochenenden ein paar Stunden weniger. Ich habe in dieser Zeit extremst fokussieren und priorisieren müssen und bin privat komplett von der Bildfläche verschwunden.
Und trotzdem würde ich es genauso wieder tun! Als mich das Produktionsteam angefragt hat, ob ich einen Pitch einreichen möchte, wusste ich, dass das eine "once-in-a-lifetime-chance" ist, meine veganen Schuhe aus Apfelleder schweizweit bekannt zu machen. Comfort Zone, Timing und Ressourcen hin oder her, das war eine Chance, die ich mir nicht habe entgehen lassen wollen.
Später Ehrgeiz und das Ego
Schon ganz zu Beginn der Vorbereitung war mir klar, dass ein Deal schwierig werden würde. Keiner der Löwen hat einen Bezug zu Fashion oder zum internationalen Handel. In diesem Bereich hätte ich Unterstützung gebraucht. Es war mir klar, dass es für Sashay primär ein Marketing Case wird, das finanzielle Investment war zweitrangig.
Und doch hat mich dann am Tag der Aufzeichnung der Ehrgeiz gepackt! Irgendwie habe ich mich von der Atmosphäre im Studio und den anderen Startups anstecken lassen. Als ich nach Hause gefahren bin, war ich vor allem müde, aber ehrlicherweise auch ein wenig enttäuscht. Das war für mich eine paradoxe Erfahrung – ich habe bis dato nicht gewusst, dass ich über etwas enttäuscht sein kann, dass ich gar nicht unbedingt will.
Die Enttäuschung hielt aber nicht lange an: Gleich am nächsten Tag habe ich Bescheid erhalten, dass ich den Wettbewerb für das Jelmoli Fassaden-Plakat gewonnen habe. Typische Achterbahnfahrt in der Statup-Welt…
Zwischenfazit am Tag danach
Es ist noch zu früh zu sagen, was die Teilnahme dem Business gebracht hat. Was ich aber mit Sicherheit mitnehme, ist die hier gemachte Erfahrung. Die wenigsten Menschen haben die Möglichkeit, so etwas erleben zu dürfen. Und ich habe das alles trotzt extrem knapper Ressourcen geschafft. Ich glaube, ich darf sagen, mein erster TV-Auftritt war souverän und authentisch. Die «Löwen» zeigten mir gegenüber alle grosses Wohlwollen. Das macht mich natürlich auch ein bisschen stolz. Und ganz ehrlich: Nach dieser Erfahrung bringt mich in Zukunft nichts mehr so schnell aus der Ruhe.
Hier geht’s zur Sendung (ab Minute 47')
Und hier zur Kurzversion auf Instagram 😉
Bild: CH Media
Commentaires